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Classica, der besucherstärksten Oldtimermesse der Welt, in Essen. Auch in diesem Jahr werden weit über 200 000 Besucher erwartet. Doch was die Leitmesse der Oldtimerfans so beliebt macht, ist mehr als nur ihre Dimensionen: Die Techno-Classica zieht die Menschen vor allem wegen ihrer Vielfalt, der Qualität und Auswahl ihrer Verkaufsobjekte, den geplanten Sonderveranstaltungen und der guten, verkaufsfördernden Stimmung an.
Classic- & Prestige-Automobile, Motorsport, Motorräder, Ersatzteile, und Restaurierung: Unter dem Motto „Die ganze Klassik-Welt unter einem Dach“ gibt es jedes Jahr aufs Neue interessante Dinge zu entdecken, die für die ganze Familie interessant sind – beginnend bei Kunstwerken, über Autoliteratur bis hin zu klassischer Mode für Damen und Herren. Insgesamt über 2500 historische Automobile stehen zum Kauf, mehr als 1250 Aussteller und über 220 Clubs und Interessengemeinschaften bevölkern die 20 komplett ausgefüllten Essener Messehallen.
In diesem Jahr bereichern drei Sonderschauen das Angebot: In der Halle 6, präsentiert der Veranstalter selbst unter dem Thema „Grand Prix Monaco – The Golden Fifties of Formula 1“ auserlesene Rennwagen, die eine Gemeinsamkeit haben: Sie alle starteten in den 1950er-Jahren beim Großen Preis von Monaco. Einer der besonderen Highlights ist jener originale Maserati 250 F, den Juan Manuel Fangio im Jahr 1957 mit einem Vorsprung von über 25 Sekunden zum Sieg pilotierte. Seit rund 20 Jahren wurde dieses geschichtsträchtige Automobil nicht mehr der Öffentlichkeit präsentiert.
Im Foyer West bietet die Sonderschau „Unter Spannung: Elektromobilität“ Historien- Kennern drei besondere Leckerbissen: Drei Automobile der 1910er-Jahre zeigen, dass bereits vor über 100 Jahren Autos mit Elektromotoren gebaut wurden. Die Protagonisten des System-Wettbewerbs sind ein Stanley Steamer und ein Detroit Electric aus dem Automuseum Melle und ein Opel 6/16 PS aus der Werkssammlung. Und wer ganz tief in die Geschichte zurückblicken möchte, der kann sich an einer ganz besonderen Rekonstruktion des Museums Autovision in Altlußheim erfreuen: Das von dort zur Verfügung gestellte Ayrton & Perry Elektro-Automobil ist ein nach (wenigen) historischen Unterlagen geschaffener Nachbau des ersten betriebsfähigen Elektro-Automobils aus dem Jahr 1881 oder 1882, das wie das benzinbetriebene Benz-Dreirad von 1886 auf drei Rädern über die Straßen holperte.
Und im Foyer des Messehauses Süd werden die Gäste von Oldtimer-Rallyefahrerin und - Abenteurerin Heidi Hetzer und ihrem Hudson Greater Eight von 1930 begrüßt: Die beiden kehrten erst kürzlich von einer Weltumrundung zurück. 84 500 Kilometer legte die 79- jährige Berlinerin in 960 Tagen zurück – durch fünf Kontinente. Selbst ein abgetrennter Finger, eine Reiseunterbrechung durch zwei Operationen, viele technisch bedingte Zwangspausen, Schwierigkeiten mit dem Zoll und Behörden, schier unbezwingbare Bergpässe, gefährliche Flussüberfahrten und gestohlene Papiere konnten die gelernte Automechanikerin, Unternehmerin, Rallyefahrerin und Oldtimer-Sammlerin nicht davon abhalten, ihr Ziel in Berlin am 12. März 2017 wieder zu erreichen. Dort wurde sie von hunderten begeisterten Fans jubelnd am Brandenburger Tor empfangen. Bei der Techno- Classica Essen steht sie für Fragen und Benzingespräche zur Verfügung.
Darüber hinaus präsentieren sich insgesamt 27 Automobilhersteller mit ihren historischen Abteilungen. Mercedes-Benz stellt seinen Stand unter das Motto „Sportlichkeit liegt in den Genen“ – und präsentiert elf Klassiker vom Mercedes Simplex 40 PS (1903) bis zum brandneuen Mercedes-AMG GT C Roadster Edition 50. Citroën feiert auf der Techno-Classica 90 Jahre Marktpräsenz in Deutschland.
Traditionell in Halle 7.0 präsentieren sich die verschiedenen Marken des Volkswagen- Konzerns. Im Zentrum steht der Stand der VW-Kommunikationsplattform Autostadt: Die Wolfsburger zeigen dort unter dem Titel „Automobile und ihre Designer“ zwölf Automobilikonen aus der Sammlung des Museums „Zeithaus“. Darunter befinden sich ein Volkswagen Karmann-Ghia aus dem Jahr 1968, ein NSU Ro 80 und ein Bugatti Typ 15 aus dem Jahr 1912. Eröffnet wurde der Messeauftritt mit einem besonderen Highlight: Im Rahmen eines Design-Talks am Mittwochabend, moderiert von Paolo Tumminelli, Professor an der International School of Design in Köln und Buchautor, gaben vier bekannte Automobil-Designer Einblick in die Überzeugungen und Ansprüche ihres beruflichen Wirkens. Harm Lagaaij, als ehemaliger Porsche-Chefdesigner Schöpfer des Porsche 924 und einiger 911-Generationen, Johann Tomforde, einst für das Design des Smart verantwortlich, und Hartmut Warkuß, der mit dem VW Phaeton und dem Golf IV prägnante Spuren hinterließ, trafen auf Marc Lichte, zuständig für das heutige Audi-Design.
Bei der Einstiegsfrage, was ein gutes Automobil-Design ausmache, bestand Warkuß, Chef- Designer des Volkswagen Konzerns a.D., auf das Miteinander von Funktionalität, Ergonomie und Ästhetik. Dann könne man von einem erfolgreichen, guten Design sprechen. Für ihn habe zum Beispiel der NSU Ro 80, der vor genau 50 Jahren seine Premiere feierte, ein perfektes Design, das einfach zu früh auf den Markt gekommen sei. Lagaaij unterstrich, dass die ständige Suche nach dem vollkommenen Design in der jeweiligen Zeit zum Erfolg einer Marke beitrage. Lichte ergänzte diese Punkte um das Streben nach perfekten Proportionen, die er vor allem bei Sportwagen und unter anderen im Porsche 911 erfüllt sieht.
Warkuß erinnerte sich auch an seinen Start 1993 in Wolfsburg. Dort war seine erste Aufgabe, den neuen Golf zu entwerfen. Dabei musste das Design, ohne viele Experimente zu wagen, den Tugenden der Marke Volkswagen entsprechen. Es entstand der Golf IV – „ein solides Auto für eine solide Marke“ – der immer noch „läuft und läuft und läuft“. Im Zusammenspiel von Breite, den ebenfalls vergrößerten Rädern und der Höhe sei ein „extrem sexy“ Fahrzeug entstanden. Dies bestätigte auch Tomforde, der auf die Wiedererkennbarkeit von Gesicht und Silhouette eines Fahrzeuges hinwies. Das sei beim Golf durch die berühmte „Banane“ – die markante C-Säule – gegeben. Die große Kunst sei es, das Design zu verbessern, ohne die grundsätzlichen Merkmale eines Modells zu ändern. Hersteller, die das berücksichtigen, erschaffen zeitlose und erfolgreiche Klassiker wie eben den Porsche 911 oder den Golf.
Seat, seit 1989 im VW-Konzern beheimat, konzentriert sich bei seinem Firmenauftritt auf den Seat 600 und feiert dessen 60.Geburtstag. Zu diesem Anlass hat der von 1957 bis 1973 gebaute Kleinwagen auf der Essener Messe seinen großen Auftritt: Seat präsentiert gleich zwei dieser spanischen „Volks-Wagen“, ohne die der flächendeckende Aufbruch Spaniens ins automobile Zeitalter ab den späten 1950er-Jahren undenkbar gewesen wäre. Ein Seat 800 aus dem Baujahr 1964 komplettiert das Trio. Dabei handelt es sich um eine in Spanien vorangetriebene Weiterentwicklung des 600ers, die mit vier Türen und überraschend großem Raumangebot aufwartet.
Volkswagen Classic zeigt zwei Themenwelten auf der diesjährigen Techno Classica: „Antrieb: Zukunft" vereint zum Teil noch nie öffentlich gezeigte Prototypen mit Elektroantrieb aus über 40 Jahren Forschungshistorie. „Wow inside" widmet sich dagegen sportlichen Klassikern mit verstecktem PS-Potenzial – zum Beispiel dem 135 PS starken Käfer 1302 „Theo Decker" (1972), getunt vom gleichnamigen Essener Käfer-Spezialisten. (ampnet/av)
Quellenangabe: Auto-Medienportal.net